Samstag, 20. Februar 2016

Wann arbeitest Du eigentlich wieder?



Selbständig als Mutter – Job oder doch nicht?

Als Mutter selbständig zu sein, wirkt sich manchmal kurios auf das Alltagsleben aus. Wenn ich von meinem Job erzähle, können sich nur die Wenigsten vorstellen, dass es sich dabei tatsächlich um Arbeit handelt. Schließlich bin ich ja Zuhause und wer Zuhause ist, der arbeitet doch nicht. Oder etwa doch? Ich habe mich daher sehr über das Angebot gefreut, für diesen Blog einen Gastbeitrag zum Thema „Wann arbeitest Du eigentlich wieder?" zu schreiben.

Die Arbeit im Home Office war für mich der Ausweg schlechthin. Mein damaliger Arbeitgeber konnte (oder wollte) mich nur in einem Umfang zurücknehmen, den ich als junge Mutter kaum hätte bewältigen können. Ich stand also vor der Wahl: Entweder ich schicke mein damals noch sehr kleines Kind acht Stunden täglich in die Krippe, oder ich erschaffe mir mein eigenes Konzept. Das war praktisch die Geburtsstunde meiner kleinen „One-Woman-Show", Autordidakt, die jetzt schon seit sechs Jahren täglich über die Bühne geht.

Home Office kommt in den Köpfen nicht an

Sechs Jahre. Das sind mehr als 2100 Tage, wenn ich Urlaub und Krankheit nicht abziehe. Damit habe ich schon mehr als die Hälfte der Zeit selbständig gearbeitet, die der Durchschnittsdeutsche bei ein und demselben Arbeitgeber bleibt. Ich bin Texterin, Lektorin und seit Kurzem auch Bloggerin mit meinem Herzensprojekt Reihenhausidyll.de. Und dennoch fühlt es sich in Gesprächen mit anderen an, als sei mein Job kein richtiger Job.

„Wann arbeitest Du denn eigentlich wieder?", klingt dann manchmal auch anders. Meine Großmutter nennt es liebevoll-abschätzig „Computer-Dings" und wenn ich ihr noch so oft erkläre, dass es für meinen Beruf tatsächlich auch eine echte Bezeichnung gibt. Gern gewählt wird auch: „Ja, aber Du arbeitest ja nicht so RICHTIG! Du bist ja Z-U-H-A-U-S-E." Bei Elternbeiratswahlen gehen die Blicke gerne in meine Richtung, ich habe ja Zeit. (Ja, ich habe mich trotzdem wählen lassen. Nächstes Mal setze ich mich auf meine Hände. :-) )

Das Hauptproblem (und für mich auch das Hauptargument) an der Sache ist, dass ich meinen Job nicht in einem Büro außerhalb meiner eigenen vier Wände verrichte, sondern im Home Office. Dort also, wo auch mein Wäschekorb, mein Kühlschrank und mein Staubsauger sich befinden. Das Arbeiten von Zuhause aus hat seine Vorteile, bringt jedoch sicherlich auch seine ganz eigenen Herausforderungen mit sich. Wer eine jammernde Katze ignorieren muss, weil gerade ein wichtiger Auftrag drängt und wer in der Pause schnell eine 60 Grad Wäsche anschmeißt, der weiß wohl, wovon ich rede. Für mich jedoch überwiegen die Vorteile. So muss ich mich nicht rechtfertigen, wenn mein Kind kurzfristig krank wird, sondern kann es unkompliziert mit Disneyfilm und Kuscheldecke auf die Couch packen, während ich meine täglichen To-Dos abarbeite. Was dann liegenbleibt, wird einfach am Abend erledigt. Welches Angestelltenverhältnis bietet mir eine solche Flexibilität?

Wie der Tag einer selbständigen Mutter aussieht

Zuhause zu sein, das heißt in den Köpfen vieler, Kaffee zu trinken, ein wenig zu putzen und vielleicht ein bisschen auf der Couch zu entspannen. Eine ziemlich relaxte Vorstellung eigentlich. Wenn ich jedoch bedenke, wie es wirklich aussieht, dann machen mich diese Vorurteile manchmal sogar richtig wütend. (Vermutlich jedoch genauso wütend wie Vollzeit-Hausfrauen werden, wenn man ihr Leben als entspannt und einfach bezeichnet, das haben wir also sicher gemeinsam.

Ich fasse daher gerne einmal zusammen, woraus ein beispielhafter Tag in meinem Haus so besteht. Das sollte keineswegs als „Jammerei" verstanden werden, denn ich finde es spitze so. Im Vergleich zu anderen selbständigen Müttern habe ich sicherlich noch die Light-Version erwischt.

6:50 Uhr Tagesstart. Während mein Kind sich für die Schule fertig macht, bin ich in der Küche und kümmere mich um Müsli, Brot und Kaffee. Nebenbei checke ich meine Mails und schaue meine To-Dos für die kommenden Stunden durch.

8:00 Uhr Ab ins Büro. Ich schreibe nun in den kommenden dreieinhalb bis vier Stunden Blogartikel, Ratgeber, Newsbeiträge und alles, was im Textbereich so anfällt. Kundenakquise und Rechnungsstellung natürlich nicht zu vergessen, das macht sich schließlich auch nicht von selbst.

12:00 Uhr Das Kind kommt von der Schule. Ich habe – im besten Fall – ein warmes Mittagessen zustande gebracht. Falls nicht, diskutiere ich zu dieser Zeit darüber, dass Brot durchaus auch mal als Mittagessen durchgeht. Es folgen Hausaufgabenbetreuung, Haushalt und notwendige Einkäufe.

Zwischendurch erreichen mich immer wieder Kundenmails, Anrufe und Anfragen, die ich so zügig wie möglich beantworte. Die Entscheidung für die Apfelsorte im Supermarkt muss dann manchmal zu Gunsten eines Telefonats um ein paar Minuten verschoben werden. Änderungswünsche an Artikeln und konkrete Angebote für Neukunden arbeite ich ab, wenn gerade Luft bleibt. Außerdem fährt natürlich auch das allseits verfügbare „Mamataxi" zu Hobbys, Büchereien und Freundinnen.

17:00 Uhr Ich bereite das Abendessen vor, beantworte nebenbei erneut E-Mails und Anfragen und lege mir einen Plan für den Abend zurecht. Aufgaben, die in den Vormittag nicht hineingepasst haben, erwarten mich schon sehnsüchtig. Beim gemeinsamen Essen erinnert mich mein Handy durch höfliches Vibrieren an das, was heute noch kommt.

19:00 Uhr Bettgehzeit für den kleinsten Mensch im Haus. Geschichte lesen, kuscheln, Küsschen und ab ins Büro. Der gesamte Rest meiner To-Do Liste für heute will erledigt werden. Außerdem steht das Verfassen einer neuen Liste für den kommenden Tag an. Zwischen 20:30 und 21:00 Uhr bin ich für gewöhnlich fertig. Es bleibt also ein bisschen Zeit für einen ruhigen Abend.

23:00 Uhr Schlafenszeit auch für mich. Im Bett – wo auch sonst – kommen mir die besten Ideen für Blogartikel und weitere Projekte. Der Job schläft nie. Ich schon, gute Nacht.

Es ist gut so, wie es ist

Natürlich sind meine Tage manchmal ganz schon vollgestopft und stressig. Selbstverständlich frage ich mich manchmal, wo mir der Kopf steht. Klar ärgere ich mich, wenn manch einer meinen Job nicht anerkennt. Unterm Strich bleibt jedoch das gute Gefühl, dass ich in meinem Job machen kann, was ich liebe und wozu ich mich berufen fühle. Und dass sich das Ganze mit einem funktionierenden Familienleben kombinieren lässt, ist praktisch die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Es braucht Durchhaltevermögen und ein dickes Fell, bis alles so läuft, wie man es sich vorstellt. Ist dieser enge Tunnel aber durchwandert, wartet ein ziemlich spannendes Leben, auf das ich stolz sein kann. Und wenn mich demnächst jemand fragt: „Wann arbeitest Du eigentlich wieder?," dann antworte ich einfach mit einem strahlenden Lächeln.

Ana Wölfelschneider (28) arbeitet als Texterin, Lektorin und Korrektorin im Home Office (www.autordidakt.de) und betreibt mit www.reihenhausidyll.de einen Blog rund um Familie, Erziehung, Gesundheit und persönliche Entfaltung.



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